TANTRA: Sich zeigen heißt
sich selbst ent-decken

Sich zeigen.
Puh. Allein der Gedanke daran bringt viele schon zum Schwitzen.
Sich zeigen, so, wie man ist.

Und prompt beginnen die inneren Stimmen zu verhandeln: Na ja, aber doch nicht alles, oder? Und: Jedem zeig ich mich aber nicht! Und: Was ist denn genau gemeint mit Sich-Zeigen? Oder: So ein Blödsinn, das hab ich nicht nötig.

Sich zeigen.
Dabei kann es so einfach sein: Es bedeutet schlicht, sich nicht zu verstecken.

Aber genau das haben wir uns ein Leben lang mühsam angewöhnt. Und die Argumente, mit denen wir uns überzeugen ließen, waren einleuch-tend: Wenn du dich wirklich ohne Maske zeigst, wird dich keiner mehr mögen; deine Mängel auf allen Ebenen (Neid, Bedürftigkeit, Schmerz, kurze Beine, zuviel Bauch, zuwenig Ahnung von Computern) werden alle vergraulen, die für dich von Bedeutung sein könnten; man wird über dich lachen; alle werden sehen, daß mit dir "etwas nicht stimmt" – kurz: Wenn du es wagst, dich so zu zeigen, wie du bist, bist du selber schuld, wenn du zum Schluß allein, unverstanden und ungeliebt dastehst.

So wertvoll der Schutz eines äußeren Scheins manchmal sein mag: eines der Probleme dabei ist, daß das Aufrechterhalten von Masken, das Sich-Verstecken, ungeheure Mengen an Energie verschlingt. Es ist einfach anstrengend, ständig auf der Hut zu sein, immer mit ausgefahrenen Antennen, die mir melden, wie weit ich mich vorwagen darf mit meinem So-Sein, ohne anzuecken, ohne einen Rüffel oder mißbilligende Blicke zu riskieren.

Noch weitaus schlimmer ist aber, daß ich mich so sehr in meinen Masken verstricke, mich so sehr mit dem selbstgebastelten Schein identifiziere, daß ich gar nicht mehr weiß, wie ich denn nun eigentlich wäre, wenn ich mich nicht verstecken würde, wenn ich nicht mehr so sein "müßte", wie es die anderen erwarten!
Wir kennen uns oft selbst nicht mehr. Wir sind uns fremd geworden. Und je fremder wir uns sind, desto ängstlicher und ablehnender reagieren wir auf das Ansinnen, doch dazu zu stehen, was und wie wir wirklich sind – einfach mal Flagge zu zeigen.

Für die ersten Schritte in dieser Richtung ist es oft gut, einen geschützten Rahmen zu haben. Eine Gruppe, in die man sich fallenlassen kann wie in eine warme Tuchent. Menschen, die es – so wie du - vielleicht das erste Mal wagen, sich rotverheult zu zeigen, die aufgestaute Wut auszupacken oder das juchzende Energiebündel, die verschämten, schüchternen Anteile, die ungeliebten Krampfadern, das ängstliche Kind... Inmitten von Menschen, die entschlossen sind, sich in der Seele berühren zu lassen und das auch zu zeigen, fällt es leichter, sich auf sich selbst einzulassen. Zu erfahren, daß man auch mit verquollenen Augen liebenswert ist. Daß Angst kein Grund ist, abgelehnt zu werden. Daß ein runder Bauch oder Po auf viele anziehend wirkt.

Und so, wie ein noch unbekanntes Kunstwerk feierlich enthüllt wird, so lernst du, dich selbst in deiner Wahrhaftigkeit zu ent-decken...

 
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